Sehbehinderung bei Kindern
2020-08-26 | Von Orcam Staff
“Hauptsache gesund” ist eine weit verbreitete Floskel, wenn es um den eigenen Nachwuchs geht. Doch was, wenn etwas nicht stimmt? Eine Sehbehinderung bei Kindern wird oft sehr spät, d.h. in der Regel immer erst nach der Geburt, erkannt.
Die Vorstellung, dass das eigene Kind nicht richtig sehen kann, ist sehr bedrückend. Die gute Nachricht ist jedoch, dass heutzutage auch blinde und stark sehbehinderte Kinder die Chance auf ein gutes und selbstbestimmtes Leben haben. Möglich wird dies durch medizinische Fortschritte und technische Hilfsmittel, die von einer stetigen Weiterentwicklung profitieren.
Wir schauen uns im Folgenden an, welche Ursachen zu einer Blindheit oder Sehbehinderung bei Kindern führen können und wie der Umgang mit der Situation gelingen kann.
Die Art der Sehbehinderung – angeboren oder erworben?
Zunächst einmal ist es wissenswert, dass es verschiedene Arten der Sehbehinderung bei Kindern gibt. Nicht alle betroffenen Kinder sehen überhaupt nichts. Im medizinischen Sinne gilt man erst dann als blind, wenn man wirklich gar nichts erkennen und gänzlich unempfindlich für optische Reize ist. Praktisch wird aber schon eine sehr starke Einschränkung der Sehkraft als “Blindheit” bezeichnet.
Eine Unterscheidung muss man auch hinsichtlich der Frage vornehmen, ob die Sehbehinderung angeboren ist oder im Laufe des Lebens erworben wurde. Gründe für eine angeborenen Sehbehinderung sind zum Beispiel:
- Infektionen der Mutter (z.B. mit Röteln) während der Schwangerschaft
- genetische Defekte (z.B. Fehlen des gesamten Sehapparates)
- Traumata während der Geburt (z.B. Sauerstoffmangel)
Auch eine Frühgeburt kann das Risiko einer angeborenen Sehbehinderung steigern. In den seltensten Fällen kann eine angeborene Sehbehinderung behandelt werden. Das liegt auch daran, dass die Sehbehinderung bei Kindern nicht zwangsläufig sofort bemerkt wird.
Neben der angeborenen Sehbehinderung gibt es auch die sogenannte erworbene Sehbehinderung. Diese wird oft durch folgende Gründe ausgelöst:
- Hirnblutungen
- Ablösung der Netzhaut
- Verletzungen des Auges
- Erkrankungen (z.B. grauer & grüner Star)
Nicht immer tritt eine erworbene Sehbehinderung plötzlich auf. Wenn ein Kind ohnehin schon eine Sehschwäche hat, sollten die Eltern mit ihm regelmäßig zum Augenarzt gehen, um einer Verschlimmerung vorzubeugen. Werden Erkrankungen und Risiken rechtzeitig erkannt, kann der Prozess ggf. noch aufgehalten oder zumindest hinausgezögert werden.
Krankheiten wie der graue oder grüne Star betreffen Kinder höchst selten. Dies sind eher typische Alterskrankheiten. Trotzdem sind Untersuchungen des Augenhintergrundes und des Augendrucks gerade bei Kindern mit erhöhtem Risiko sehr wichtig.
Förderung von blinden und sehbehinderten Kindern
Eine frühzeitige Förderung von blinden und sehbehinderten Kindern erleichtert ihnen den Einstieg ins Leben und sorgt dafür, dass sie sich auch ohne Augenlicht im Alltag zurechtfinden.
Die Erkundung der Umwelt wird durch die anderen Sinne übernommen. Die sprachliche und motorische Förderung der Kinder kann mit gezielten Übungen verbessert werden. Um die gesamte Entwicklung zu begleiten, gibt es Blindenschulen, die sich speziell auf die Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Kindern eingestellt haben. Hier wird eine gezielte Schulung der alltagsrelevanten Fähigkeiten vorgenommen und gleichzeitig ein sozialer Bezugspunkt geschaffen.
Wichtig ist aber auch, dass blinde und sehbehinderte Kinder nicht ausschließlich Kontakt zu anderen blinden und sehbehinderten Kindern haben. Viele Eltern neigen dazu, die betroffenen Kinder zu sehr beschützen zu wollen. Das kann aber am Ende den Grad der Selbstständigkeit des Nachwuchses im Alltag vermindern.
Natürlich sollte man sein Kind keinem unnötigen Risiko aussetzen. Aber je mehr Herausforderungen das Kind meistert, desto mehr Selbstvertrauen entwickelt es. Es bringt nichts so zu tun, als wäre die Einschränkung nicht existent. Stattdessen gilt es, Strategien zu entwickeln und nach Lösungen Ausschau zu halten, um den eigenen Nachwuchs so gut es geht am Alltag partizipieren zu lassen.
Sehbehinderung bei Kindern: Technischen Fortschritt nutzen
Die Selbständigkeit wird heute auch durch den technologischen Fortschritt unterstützt. Mobile Lesehilfen wie die OrCam MyEye, geben Kindern die Möglichkeit Texte und Personen zu erfassen. Diese Technik hilft auch im Alltag, etwa in der Schule. In vielen Fällen ist der Besuch einer inklusiven Schule möglich, was einen entscheidenden Schritt in Richtung eines normalen Lebens darstellt. Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass blinde oder sehbehinderte Kinder einen Schulabschluss erwerben oder gar eine akademische Laufbahn einschlagen. Je nach Fall kann auch der Besuch einer Blindenschule sinnvoll sein.
In jedem Fall gilt aber, dass betroffene Eltern viel Aufmerksamkeit aufbringen und Geduld zeigen müssen. Jeder kleine Erfolg sollte Hoffnung machen und Rückschläge dürfen einen nicht entmutigen.
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