Woche des Sehens – Bundesweite Aktion läuft bis zum 15. Oktober
2017-10-12 | Von Orcam Staff
Über eine Millionen Menschen in Deutschland sind nach Schätzungen blind oder sehbehindert. Mit mehreren Hundert Veranstaltungen und Aktionen klärt die bundesweite Woche des Sehens über ihre Lebenssituation und aktuelle Herausforderungen auf.
Trotz des oft diskutierten Inklusionsparadigmas werden die besonderen Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Kinder und Erwachsener vielerorts nicht ausreichend berücksichtigt oder schlicht vergessen. Eine normale Teilhabe am Alltag wird dadurch erschwert. Dennoch schaffen es viele Menschen mit starker Seheinschränkungen ein selbstbestimmtes, zufriedenes Leben zu führen. Die „Woche des Sehens“ soll deshalb nicht nur dazu dienen, über Missstände zu informieren, sondern auch Vorurteile abbauen und denjenigen Mut machen, die erst kürzlich erblindet sind oder deren Augenlicht nachlässt.
Woche des Sehens klärt auf
Aufgrund der höheren Lebenserwartung steigt die Zahl älterer Personen, die von Erkrankungen des Sehapparats betroffen sind, in Deutschland und Europa stark an. So zeigen Statistiken aus Bayern, dass dort über 60 % der Blindengeldempfänger über 65 Jahre alt sind. Zum Vergleich: Nur 3 % der Blindengeldempfänger gehören zur Altersgruppe der unter-18-Jährigen. Dass die Werte in den anderen Bundesländern ähnlich aussehen müssen, liegt auf der Hand. Weil sich viele altersbedingte Augenprobleme vermeiden oder behandeln lassen, nehmen auch zahlreiche Augenarztpraxen mit Aufklärungsaktionen an der Woche des Sehens teil. Neben Früherkennungsuntersuchungen haben ausreichend Zeit an der frischen Luft und eine gesunde, vitaminreiche Ernährung tatsächlich signifikanten Einfluss auf die Augengesundheit in jedem Alter.
Was in unseren Breitengeraden mit etwas Disziplin gar nicht so schwer umsetzbar scheint, ist für viele Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern armutsbedingt eine große Herausforderung. Wie die Experten der Woche des Sehens berichten, sind weltweit etwa 39 Millionen Menschen blind und über 246 Millionen Personen sehbehindert. Ein nicht unerheblicher Teil davon hängt mit Mangelernährung und Infektionen zusammen. Die Mehrzahl der Kinder und Erwachsene könnte, etwa bei der Erkrankung an Grauem Star, rechtzeitig behandelt ihr Augenlicht zurück erlangen – wenn sie denn Zugang zu ärztlicher Versorgung hätten und sich diese auch leisten könnten. Andere bräuchten schlicht eine Brille, um ganz normal sehen zu können, zur Schule zu gehen und einen Beruf auszuüben.
Das Thema ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, ist dementsprechend nicht nur in entwicklungspolitischer Hinsicht unbedingt notwendig. Das zeigt auch die beeindruckende Resonanz seitens der teilnehmenden Veranstalter. Bereits zum 16. Mal findet die Woche des Sehens in diesem Jahr statt. Die Schirmherrschaft hat dabei die engagierte Fernsehjournalistin Gundula Gause übernommen.
Über eine Suchmaske unter http://www.woche-des-sehens.de/veranstaltungskalender können Interessierte das große Eventangebot nach Terminen in ihrer unmittelbaren Umgebung durchstöbern. So begrüßt das Leipziger Bachmuseum Gäste die ganze Woche über zu einer kostenlosen „Führung mit Berührung“. In der Berliner Johann-August-Zeune-Schule können Eltern und Kinder am Samstag gemeinsam Bilderbücher basteln und ihre Sinne an einer Taststation schärfen. Und in Nürnberg öffnet die Maximilians Augenklinik ihre Türen für interessierte Besucher. Ein guter Grund, das schöne Oktoberwetter zu nutzen und im Rahmen der „Woche des Sehens“ auf Entdeckungstour zu gehen!
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